Das Geschenk

Von Tom, seinem Skateboard und der „Nierensache“

Tom sitzt neben seinem feuerroten Skateboard im Park und döst vor sich hin. Jugendliche können sowas – um sie herum herrschen Chaos und wilder Trubel, man selbst jedoch verharrt wie ein Zen-Meister im tobenden Universum, die Umgebung vollständig ausgeblendet. 

Ausgeblendet hatte Tom, der kurz nach seinem 18. Geburtstag von zu Hause ausgezogen ist, auch seine Krankheit. Eine „Nierensache“, wie er immer sagt. Was Chronisches auf jeden Fall. Als er die Diagnose erhielt, war er noch klein und hat nicht verstanden, dass diese komische Krankheit jetzt zu ihm gehört. Für immer. Es sei denn, dereinst würde sie heilbar sein. Danach sah es zwar nicht aus, aber mit medizinischer Hilfe konnte Tom dennoch ein ganz normales Leben leben. Kurz nach der Diagnose musste er immer wieder mal stationär behandelt werden. Einmal sogar so lange, dass er mit vier, fünf anderen Kindern im Krankenhaus Unterricht bekam.

Irgendwann kam die „Nierensache“ ins Lot, die Beschwerden waren vorbei. Dank moderner Medikamente und vermutlich auch, weil seine Eltern jeden notwendigen Arztbesuch mit Tom an der Hand „durchzogen“. Später, nachdem Tom seinen Schulabschluss in der Tasche hatte und sein Refugium aus Kindertagen verließ, kamen ihm die helfenden Hände seiner Eltern abhanden. Andere Stadt, kaum mehr Zeit, aber auch keine Beschwerden. Naja, hin und wieder hatte er schon ein leichtes Ziehen im Rücken, aber sonst – alles Bestens. An das, was dann passierte, erinnert sich der leidenschaftliche Skater nur ungern: Mit dem Notarztwagen wurde er mitten in der Nacht ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte handelten rasch und einer von ihnen erklärte es Tom so: „Wenn der Wasserhahn tropft, ist das erstmal keine riesige Katastrophe. Wenn aber das Ventil platzt …, ach du weißt schon, dass du dich nicht richtig um dich gekümmert hast. Das war ein Fehler …“

Die Boards und Bikes im Skaterpark rollen hin und her, ein Wunder, dass sie nicht kollidieren. Es geht auf und ab, die Sprünge sind atemberaubend, die Stürze auch. Aber die Jungs und Mädchen sind hart im Nehmen, meistens jedenfalls. Jenseits von trendigen E-Rollern, Hoverboards und elektrisch verstärkten Fahrrädern sind Skateboards (immer noch) beliebte Sportgeräte und Lifestyle-Accessoires. Tom ist mit seinem Brett beinahe verwachsen. „Es gehört zu mir“, sagt er und lässt daran keinen Zweifel, als er sich die Halfpipe mit Schmackes herunterrollen lässt. Schwungvoll gleitet er mit wehenden Haarens hin und her, die Sprünge und Tricks zwischendurch funktionieren spielend.

Spielend leicht ist es jetzt für ihn, sich mit seiner „Nierensache“ einem Facharzt anzuvertrauen. Denn der ist notwendig, um eine chronische Krankheit behandeln zu können. Das Berliner TransitionsProgramm war für Tom nicht nur helfende Hand, sondern bot auch professionelle Lösungen für alle Fragen, auf die er nach seinem „Ausflug“ ins Krankenhaus dringend Antworten suchte.

Eine stilisierte Halfpipe und Toms rotes Skateboard verschmelzen zum Signet des Berliner TransitionsProgramms. Es erinnert nicht nur an Toms Erlebnisse mit seiner chronischen Krankheit, es ist auch Sinnbild für ein Erfolgskonzept: Mit professioneller und kontinuierlicher Hilfe können im Rahmen des TransitionsProgramms Jugendliche in die Erwachsenenmedizin begleitet werden. Keiner soll dabei allein gelassen werden oder verloren gehen. 

Das ist ein wundervoller Gedanke. 

Mehr noch, es ist ein Geschenk an junge Menschen.